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Wir fuhren dann am Montag mit dem Canadian weiter nach Vancouver. Waren wir am 3. Oktober um 16.35 Uhr angekommen, so fuhren wir am 6. Oktober um 16.45 Uhr wieder in Banff ab. Ahnungslos wie wir waren, wußten wir nicht, daß uns eine der fantastischsten Zugstrecken dieser Reise kurz hinter Banff erwartete.
Leider kann man so was nicht fotografieren, vor allem, wenn man es gleichzeitig erleben will. Bestenfalls professionell und bewußt filmen von verschiedenen Perspektiven aus, könnte hier meiner Ansicht nach einen adäquaten Eindruck verschaffen. - Der Zug bretterte hinter Lake Louise Richtung Field in regelrechten Serpentinen bei schönstem Wetter atemberaubend durch die Rockies. Oft genug auf ziemlich abschüssigen Strecken. Das wird man so schnell nicht wieder vergessen!
Jedenfalls war dies eine gigantische Arbeitsleistung und eine artistische Ingenieurkunst damaliger Zeit des Eisenbahnbaus ab 1884. Es handelte sich bei dem problematischsten Teilstück um das Big Hill - Projekt. Berühmt wurde die Geschichte insbesondere, weil man dort gezwungen war (z.B. wegen manchmal herunterfallender Waggons oder weil die starke Steigung von Field Richtung Lake Louise die 4 (!) Dampf-Lokomotiven öfters überforderte), das Gefälle zu verringern. Das geschah 1908 mit Hilfe sog. Spiraltunnels. D.h. es wurden in die Berge schlaufenförmige Tunnels gebohrt, wo der Zug oben einfuhr und ein Stück weiter unten wieder rauskam (eben der Tunnel in Form einer Spirale). Die weiß gestrichelten Linien markieren jene Tunnels:
(Quelle: Canadian Kodak Company 1908. Siehe Wikimedia)
Hier sieht man noch eine schematische Darstellung des Umbaus. Die schwarze Linie ist die ursprüngliche Eisenbahnstrecke und die helle Linie ist die Streckenführung nach dem Bau der Spiraltunnels:
(Autor des Fotos: Dr.-Ing. S.Wetzel alias PrismaNN oder Analemma. Siehe Wikipedia/Wikimedia)
Und so fuhren wir denn durch die Nacht und erreichten am nächsten Morgen um 11 Uhr Vancouver.
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Die erste Überraschung für uns war, daß in Vancouver gerade die Expo 86 voll im Gange war (die Weltausstellung haben wir uns jedoch verkniffen, denn wir hatten für Vancouver nur 2 ½ Tage), und die zweite Überraschung war der Hamburg-Effekt von Vancouver: die Hafenstadt liegt gar nicht am Meer, sondern ein ganzes Stück landeinwärts: Von wegen hier mal eben richtig im Pazifik schwimmen!
Blick über den English Bay vom Jericho Beach auf das Zentrum
Nicht weit von hier, im Jericho Park (heute Jericho Beach Park), war (damals) das Vancouver Hostel (heute, 2013, genannt: “Hi-Vancouver Jericho Beach”, anscheinend ein empfehlenswertes Hostel, wenn auch bestimmt wesentlich teurer als damals). - Trotz großem internationalem Andrang wegen der Expo 86 konnten wir dennoch dort für unsere 2 Nächte unterkommen - pro Nacht und pro Person 8 Can $.
Blick vom Jericho Beach Park zu den Schiffen in der Bay (dieselbe genannt: Burrard Inlet)
Blick auf den (damaligen) Jericho Park mit Beach an der Bay
Mich hat immer ein nordamerikanischer Campus von Nahem interessiert, und ich wurde durch die British Columbia University nicht enttäuscht. Es war ein schöner Spaziergang, hier vom Jericho Beach aus, einfach weiter stadtauswärts durch Parklandschaften mit Blick auf die Bay zu laufen, bis man an das linke Ende der Bucht kam. Das war nicht extrem weit - und genau dort, in dieser ruhigen schönen Gegend war der Campus. - Ich würde mal sagen, einfach genial überlegt!
Hier sieht man den typischen abgehetzten Mathematikstudenten durch die ansatzweise hübschen Campus-Wege eilen. (Erinnert mich persönlich an die FU-Berlin).
Auch hier eine ganz nette Atmosphäre mit Cafeteria - trotz einiges (anscheinend heutzutage zwingend gebotene) Bösartige an Beton:
Der Gipfel war jedoch die Gegend um den Clock Tower. Hier hatte man denn doch eine englisch-amerikanische Universität vom Feinsten erwischt!
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Am nächsten Tag (8. Oktober) nahmen wir uns die Stadt Vancouver etwas genauer vor. Natürlich, sehr viel konnten wir in Anbetracht des doch ziemlich kurzen Aufenthalts nicht erkunden. Immerhin faszinierten uns die chinesischen Areale - sowas war uns bislang unbekannt!
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist Barbara mit einer weiß-roten Einkaufstüte in der Hand und ihrer grünen Canada-Jacke. Diese Stelle habe ich übrigens bei Google-Maps wiedergefunden. Es ist die Gore Ave Ecke Keefer St.
Wir waren Abends zwar auch in einem chinesischen Restaurant, aber nicht in diesem schicken Sam Lock Restaurant.
Unser Restaurant war ein schmuckloser großer Saal mit einfachen Chinesen als Gäste. Wir waren die einzigen Fremden. Die Speisekarte war rein chinesisch, sodaß wir blind irgendwas bestellten. Es hatte den Geschmack von eingeschlafenen Füßen und roch auch entsprechend. Offenbar ist das, was wir Westler als chinesisches Restaurant und chinesische Küche verstehen, was vollkommen anderes, als das chinesische Original.
Hier ist die Visitenkarte unseres Restaurants. Da bewährt sich wieder mal der Spruch: “Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!”
Auch wird hier die Elektrizität nicht unter der Straße verbuddelt. Sie wird, ganz im Gegenteil, öffentlich zur Schau gestellt:
Ganz lustig fanden wir auch diese chinesischen Götter. Ganz links ist vermutlich die Göttin Guan Yin (Göttin der Barmherzigkeit und Gnade - ok, ist nicht soo lustig). Jedoch die drei dicken gutgelaunten männlichen Götter bringen zusammen die geballte Ladung Glück - jedem nach seiner Art in der verschiedensten Form. Links, mit weißem Bart, ist Lu, der Gott des Status und des Wohlstands. In der Mitte steht Fu, der Gott des Reichtums und der Fröhlichkeit. Der rechte Gott ist Shou, der Gott der Gesundheit und Langlebigkeit. (Vielleicht sollte man ‘Reichtum’ bei Fu nicht als Wohlstand, sondern eher im Sinne von ‘reich an Talenten & Können’ interpretieren, da sich ja sonst der Fu mit dem Lu überschneidet - und diese Interpretation von Fu in meinen Augen tatsächlich mehr Sinn machen würde).
Ganz lustig fand ich auch diese Elton-John-Brille. In dem Musikfilm Tommy mit dem Stück Pinball Wizard hat Elton John eine ziemlich große Brille auf, wenn auch nicht soo groß, wie meine hier:
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Gegen Mittag nahmen wir uns den Stanley Park vor. Er liegt dicht am Zentrum von Vancouver auf einer Halbinsel. Der Park ist sehr groß und hat viel Wald - zum Teil sogar Urwald (jedenfalls noch zu unserer Zeit 1986).
Hier sehen wir einen hellbraunen Eisbär
Auch eine anmutige Künstler-Ecke gab es im Park:
Hier gerieten wir in ein Stück Urwald mit einigen sehr hohen Bäumen (vermutlich Küstenmammut-Bäume):
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Gegen Nachmittag machten wir uns nach Nord- und/oder West-Vancouver über die Bay. Zu diesem Behufe wanderten wir zu Fuß über die beeindruckende Lions Gate Bridge. Unser eigentliches Ziel war der Staudamm des Capilano-Lakes - in den hinten sichtbaren blauen Bergen gelegen..
Bei dieser Luftaufnahme sieht man unterhalb der Brücke den Rundweg - die Seawall Promenade - um den Stanley Park.
(Urheber: Voyager. Siehe Wikimedia)
Hinter dem Stanley Park mit seinem Rundweg erkennt man die Silhouette von Downtown Vancouver.
Die Brücke wird tatsächlich beim Start vom Park aus von 2 Löwen bewacht. Doch wir wandern jetzt an den Löwen vorbei und schauen links rüber nach West Vancouver:
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Am Ende der Brücke suchten wir eine Busstation, um dann mit einem geeigneten Bus an den Staudamm (Cleveland Dam) das Capilano Lakes zu kommen. Das hat auch vorzüglich geklappt. Die entsprechende Busstation an der Capilano Rd - den Berg hoch, nahe einem bewaldeten schönen Privathäuserviertel gelegen - war nicht weit vom Stausee und vom Staudamm entfernt.
Von einem Aussichtsweg aus kann man runterschauen auf das abfließende Wasser, was ein beeindruckendes Phänomen ist!
(Urheber: Buchanan-Hermit bzw. Kallerna. Siehe Wikimedia)
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Inzwischen war schon Abenddämmerung und wir begaben uns zur Busstation, um dann wieder den Berg runter zu fahren. Unten hatten wir direkt Anschluß zu einem besonders modernen Boot zur Überquerung von Vancouver Harbour: (“Hurry to get your SeaBus!” war die Devise). Derweil war die Abenddämmerung schon in nächtliches Dunkel übergegangen. Es war ein absolut spaciges Bild, als wir uns dem Terminal näherten. Leider konnten wir (aufgrund der Vibrationen des schnellen Bootes) nur extrem verwackelte Aufnahmen dieser Weltraum-Szenerie machen - aber immerhin:
Nach diesem ausgefüllten Tag fehlte als krönender Abschluß noch ein Essen in einem wirklich original chinesischen Restaurant - siehe oben.
Alles in allem kann ich sagen - obwohl durchaus kritisch eingestellt gegen die heutzutage üblicherweise menschenfeindlichen modernen Großstädte - , daß mich Vancouver weitgehend positiv beeindruckt hat.
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