Anfahrt & Zugfahrt

 

Unsere Abfahrt gestaltete sich etwas prosaisch am 23.07.1957 morgens auf einem Ostberliner Güterbahnhof:

 

57-M09-0003-Güterbahnhof-560

 

 

 

 

 

Mein Schulfreund, dem ich die Idee zu dieser Reise zu verdanken habe:

 

57-M09-0013-Werner am Güterbahnhof-560

 

 

 

 

 

Hier ein Foto von mir selber:

 

57-M09-0005-Ich selber  am Güterbahnhof-560

 

 

 

 

 

Vor der Abreise spricht Prof. Klara Marie Faßbinder, die seit der Zeit nach dem 1. Weltkrieg zur deutschen Friedensbewegung gehörte. Sie sprach vom Unrecht auf beiden Seiten während des Krieges. Und daß wir uns die Hand reichen sollen. Auch sprach sie von den Maßnahmen der offiziellen Bundesrepublik gegen das vorbereitende Komitee der Weltfestspiele in Westdeutschland. - Anschließend sprach die Ehefrau von Prof. Franz Paul Schneider in Vertretung ihres Mannes, der verhaftet ist. - Um 10 Uhr fuhr der Zug ab.

 

57-M09-0002-Klara Marie Faßbinder-560

 

 

 

 

 

In dem Zug fuhren sowohl Teilnehmer der westdeutschen Delegation als auch Teilnehmer aus Ostdeutschland, die in der Regel Mitglieder der FDJ (Freie Deutsche Jugend) waren. Hier im Abteil sitzen einige FDJ’ler:

 

57-M01-0002-FDJ-ler im Zug-560

 

 

 

 

 

Bahnhof Frankfurt/Oder an der Grenze der DDR zu Polen. Dort waren wir um 11:15 Uhr. - Der Kollege in den Kniggerbockern, vorne, gehörte vermutlich zur ‘Naturfreundejugend Deutschlands’.

 

57-M09-0001-Ffo-560

 

 

 

 

 

          57-M09-0040-Ffo-Schild DDR+Polen-1-1-H600

 

 

 

 

 

Unsere Ankunfts-Stadt in Polen war Rzepin. Hier hatten wir einen tollen Empfang und außerdem bekamen wir ein wunderbares Freßpaket mit dünnen Kabanosy-Würstchen, gekochten Eiern, dazu gutes schwarzes Brot. - Das blonde Mädel vorne in der Mitte war Mitglied der ‘Falken’ (ich glaube Hamburg).

 

Rzepin-1-560

 

 

 

 

 

57-M09-0036-Rzepin-2-2-560

 

 

 

 

 

Echt freundliche Leute waren auch diese Pfadfinder:

 

polnische Pfadfinder in Rzepin-560

 

 

 

 

 

Um 13:32 Uhr, nach Passieren der polnischen Grenze stellten wir unsere Uhren um 1 Stunde vor: Es war also 14:32 Uhr osteuropäischer Zeit.  Als wir von Rzepin weiterfuhren war es 15:40. - In Rzepin wurde 1 Stunde getanzt und gesungen. Es war großartige Stimmung! - Später ab Posen (heute Poznan) gab es im Zug schwere Diskussionen bis nachts um 1 Uhr.

 

57-M09-0037-Rzepin-3-560

 

 

 

 

 

Irgendwann bei einem Halt in Polen hatten wir dann auch diese Zugbeschriftung. Statt in den Krieg (wie bei den üblichen deutschen Zugbeschriftungen aus ‘glorreicher’ Vergangenheit) zogen wir jedoch nach Moskau, um den Frieden zu erobern. Denn das Motto des Festivals war: “Für Frieden und Freundschaft” oder auf russisch “Za Mir i Drushba”.

 

Zugbeschriftung-560

 

 

 

 

 

Um 7:40 hielt der Zug in Terespol, der polnischen Grenzstadt zur Sowjetunion. Hier gab es noch eine Paßkontrolle der Polen, dann ging es weiter. Nach Überqueren des Grenzflusses Bug in Richtung Brest fotografierte ich dieses Begrüßungsbild für die Festivalteilnehmer (im Hintergrund der Bug):

 

57-M09-0034-Begrüßungsbild am Grenzfluß Bug-560

 

 

 

 

 

Auch an der sowjetischen Grenze stellten wir wieder die Uhren um eine Stunde vor: von 8:40 auf 9:40. Am Mittwoch 24.07.1957  um 10:35 waren wir in Brest. Hier sollten wir den Zug wechseln, der in der Sowjetunion eine andere Spurweite hat als im westlichen Europa einschließlich Polen. -  Der Empfang in Brest war überwältigend!

 

57-M09-0024-Brest-1-560

 

 

 

 

 

57-M01-0006-Brest-Blaskapelle vor Reichsbahnzug-560

 

 

 

 

 

57-M09-0025-Brest-2-560

 

 

 

 

 

57-M09-0030-Brest-3-560

 

 

 

 

 

In der Mitte haben wir wieder unser fröhliches Falken-Mädchen. Sie hat ihr Blauhemd an mit dem aufgestickten Falken-Logo auf der Brusttasche. Dazu ein rotes Halstuch mit Knoten. Die russische Ziehharmonika-Spielerin lebt hier auch richtig auf!

 

57-M01-0003-Brest mit Falkenmädchen-560

 

 

 

 

 

Der Zug rechts ist übrigens der sowjetische Liegewagenzug, mit dem wir nach Moskau weiterfuhren. Er war sehr komfortabel, mit je vier weiß bezogenen Liegen samt Bettzeug in jedem Abteil. In jedem einzelnen Waggon gab es eine weißbekittelte freundliche Frau, die die Fahrgäste mit heißem Tee aus einem Samowar, den sie in einem kleinen Sonderabteil hatte, versorgte. Zudem gab es noch einen Speisewagen, den wir jederzeit aufsuchen konnten und wo wir kostenlos bewirtet wurden.

Eine Stunde dauerte dieses schöne Freundschaftstreffen zwischen Deutschen und Russen in Brest. Um 11:30 Uhr war unsere Abfahrt. Unterwegs hatten wir noch etwa 6 Aufenthalte auf Bahnhöfen, die meist von zahlreichen Menschen besucht waren, darunter Minsk um ca. 19 Uhr. Gegen 20 Uhr war unser letzter Bahnhofsaufenthalt bei Tag, dann fuhren wir in den Abend hinein und in die Nacht. Über den weiten russischen Ebenen und Feldern erschien tatsächlich ein roter Mond! - Um 2 Uhr kamen wir in Smolensk an, wo wir eine halbe Stunde Aufenthalt hatten. Davon merkte ich aber nix, da ich ab 22 Uhr auf meiner oberen Schlafpritsche in Fahrtrichtung bis morgens um halb neun durch schlief.

 

57-M09-0029-Brest-4-560

 

 

 

 

 

Der erste Bahnhof an dem wir Halt machten war Byaroza-Kartuzskaja - um ca. 13 Uhr:

 

57-M01-0008-Bahnhof-1 (13 Uhr)-1-1-560

 

 

 

 

 

57-M01-0011-Bahnhof Byaroza-Blaskapelle-560

 

 

 

 

 

57-M01-0012-Bahnhof Byaroza-Blaskapelle-2-560

 

 

 

 

 

Eine Stalin-Büste und ein intelligenter Russe, der mich interessiert beim Fotografieren beobachtet:

 

57-M01-0009--Bahnhof-1 (13 Uhr)-Stalin-Büste-560

 

 

 

 

 

Hier noch die zu Stalin symmetrische Lenin-Büste:

 

57-M01-0010-Bahnhof Byaroza-Lenin-Büste-560

 

 

 

 

 

Ein Bahnhof, dessen Namen ich nicht weiß:

 

57-M01-0027-unbekannter Bahnhof-1-1-560

 

 

 

 

 

Noch ein mir unbekannter Bahnhof:

 

57-M01-0037-noch 1 unbekannter Bahnhof-560

 

 

 

 

 

Ein weiterer mir unbekannter Bahnhof:

 

57-M01-0007-noch ein unbekannter Bahnhof-1-560

 

 

 

 

 

Jetzt also sind wir in Minsk, der Hauptstadt von Weißrußland (Belarus). Wie man auf der Bahnhofsuhr erkennt, ist es 19:10. Wir hatten hier über eine Stunde Aufenthalt (ab ca. 18:15). Eine Kapelle spielte und es wurde gesungen.

 

57-M09-0022-Minsk-19 Uhr 10-560

 

 

 

 

 

57-M01-0033-Minsk Bahnhofseingang-1-560

 

 

 

 

 

57-M01-0034-Minsk-Singen-1-560

 

 

 

 

 

57-M01-0035-Minsk-Begrüßung-560

 

 

 

 

 

57-M09-0021-Minsk mit Brücke-560

 

 

 

 

 

Unser letzter Halt bei Tage war gegen 20 Uhr (evtl. Bahnhof Smalyavichy). Allerdings scheinen die Leute hier auf ihren eigenen Zug zu warten statt an irgendwelchen Festivalteilnehmern interessiert zu sein.

 

57-M09-0035-evtl Smalyavichy-560

 

 

 

 

 

Donnerstag, 25.07.1957, morgens 9:50 - Ankunft am Belorusski Woksal (Weißrussischer Bahnhof) in Moskau. Empfang mit vielen Blumensträußen.

 

57-M09-0010-Ankunft Belorusski Woksal-1-560

 

 

 

 

 

57-M09-0011-Ankunft Belorusski Woksal-2-560

 

 

 

 

 

57-M09-0009-Ankunft Belorusski Woksal-3-560

 

 

 

 

 

Wir werden vom bekannten westdeutschen Verleger Ernst Rowohlt “in der schönen Stadt Moskau” begrüßt:

 

57-M09-0008-Ernst Rowohlt-560

 

 

 

 

 

57-M01-0029-Ankunft Belorusski Woksal-4-560

 

 

 

 

 

Die junge Frau hier vorne mit den aufgekrempelten Ärmeln ihres Blauhemdes gehört zur FDJ.

 

57-M01-0030-Ankunft Belorusski Woksal-5-560

 

 

 

 

 

Unsere Busse zu unserer Unterkunft, dem Hotelkomplex ‘Wostok’ (Vostok Hotel) am damaligen Stadtrand.

 

57-M09-0017-Busse zum Hotel Wostok-560

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt also war ich tatsächlich in Moskau!

 

 

Bild vom Komsomolskaya-Platz, mit dem Kasaner Bahnhof (links). Das dominante Hochhaus ist das Leningradskaya-Hotel

Moskau-Festival-1-3-560

 

 

 

 

 

 

 

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Hier geht’s weiter zum Moskau-Wolga-Kanal

 

 

 

 

 

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